Frau Rüter, vielen Dank, dass Sie so offen und ehrlich Ihre Erfahrungen mit Kinderwunschbehandlungen mit uns aber auch mit Ihren Lesern teilen. Wieso tun Sie dies?
Als es bei mir mit dem Schwanger werden nicht klappen wollte, begab ich mich in ein Universitätsklinikum, um mehr über mögliche Ursachen hierfür zu erfahren, aber auch um eine Lösung zu finden. Jedoch habe ich mich dort leider nicht ernst genommen gefühlt. Man hatte vielmehr das unangenehme Gefühl der Massenabfertigung. Doch auch im Internet gab es oftmals nur unzureichende Informationen. Da habe ich mich schon gefragt, wie andere betroffene Frauen ihre Informationen beziehen. Und dann habe ich irgendwann beschlossen, über meine Erfahrungen und mein Wissen zu bloggen.
Hatten Sie ein genaues Ziel oder Erwartungen, als Sie mit Ihrem Blog begannen?
Offengestanden habe ich den Blog ohne jegliche Erwartungen begonnen. Während meiner Zeit in dem Universitätsklinikum habe ich mich immer wieder allein gefühlt. Deshalb wollte ich meine Erfahrungen teilen, mich aber auch mit anderen Frauen, die in der gleichen Situation wie ich sind, austauschen. Mich haben dann die vielen Reaktionen auf meinen Blog positiv überrascht. Viele schreiben mir, stellen mir Fragen. Diese positiven Rückmeldungen helfen mir sehr.
Sie meinen, den gemeinsamen Austausch über Erfahrungen?
Ja, dieses positive Feedback macht mich sehr glücklich. Aber auch das Schreiben ist für mich eine Befreiung. Eine Kinderwunschbehandlung ist ein ständiges auf und ab, da ist der Austausch mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen sehr wichtig. Vor allem auch, weil man häufig nicht von Beginn an alle Fachbegriffe versteht.
Welche positiven aber auch negativen Erfahrungen haben Sie erlebt? Welche Situation würden Sie als vorläufigen Höhepunkt Ihres Therapieverlaufes ansehen und welches war bisher der schwierigste Moment?
Einer der bisherigen Höhepunkte aus meiner Sicht war das Glücksgefühl, als wir die Kinderwunschklinik wechselten. Dort habe ich mich deutlich besser verstanden gefüllt. Auch fühlte ich eine Mischung aus blindem Vertrauen und der festen Erwartung, dass es jetzt klappt. Im Gespräch wurden mir dann verschiedene Behandlungsmöglichkeiten anschaulich erklärt, wobei eine Reihe an medizinischen Fachworten verwendet wurden, deren Bedeutung einem erst nach und nach geläufig sind. So bekam ich während des Informationsgesprächs übersichtlich meine Möglichkeiten erläutert. Auf Grund der Empfehlungen habe ich mich gemeinsam mit meinem Mann für eine Therapiemaßnahme entschieden.
Ist Ihr Mann neben dem Schreiben die zweite große Stütze während der Behandlung?
Oh ja, mein Mann begleitet mich immer und steht immer fest zu mir. Das ist gar nicht so einfach, da oftmals für Therapiesitzungen Arbeitsschichten getauscht werden müssen. Doch mein Mann möchte immer bei mir sein, wenn ich zu einer Behandlung fahre. Auch stärkt er mich, wenn es nach einer Maßnahme nicht geklappt hat. Er ist der Partner, der mich stützt, wenn ich Trauer empfinde. Dies ist umso bemerkenswerter, da er auch selbst betroffen ist. Deshalb ist es noch viel wichtiger, hinter dem jeweiligen Anderen zu stehen und sich auch in traurigen Momenten gegenseitig Mut und Hoffnung zu schenken. Denn jeder Höhepunkt beginnt mit der Enttäuschung, dass es nicht geklappt hat. Deshalb ist eine Kinderwunschbehandlung auch als eine Art Achterbahnfahrt zu verstehen. Und da hilft es sehr, einen verlässlichen Partner sowie einen vertrauensvollen Arzt zu haben. Aber auch das Bloggen hilft mir sehr und schenkt mir viele Momente des Glücks.
Sie meinten vorhin, dass sich Sie zu Beginn Ihrer Behandlung mit einer Reihe von Fachbegriffen konfrontiert sahen, deren Bedeutung sich Ihnen erst nach und nach erschloss. Haben Ihnen die Ärzte Informationsmaterial an die Hand gegeben, Sie aufgeklärt oder mussten Sie sich selbst informieren?
Während meines ersten Gesprächs in der privaten Kinderwunschklinik hat mir die Ärztin alles erklärt und mir auch eine Informationsbroschüre gegeben. Jedoch erfahren Sie bei Ihrem ersten Besuch so viele neue Dinge, dass Sie sich zu Hause noch einmal hinsetzen und die Bedeutung der einzelnen Wörter nachschlagen müssen. Was genau ist beispielsweise eine Insemination? Dies ist auch ein Grund, weshalb ich mich zu meinem Blog entschieden habe. Es gibt nur wenige Internetseiten mit verlässlichen Informationen zu den einzelnen Behandlungsschritten. Mit meinen Beiträgen möchte ich anderen Frauen helfen, sich gezielt zu einzelnen Themen besser informieren zu können. Und natürlich möchte ich mit ihnen auch meine Erfahrungen teilen. Denn auch wenn eine Kinderwunschbehandlung viele Rückschläge beinhalten kann, so darf man nicht aufgeben und muss auf sein Glück hoffen. Auch dieses werde ich, wenn es so weit ist, mit meinen Lesern teilen.
Vita
Kathi Rüter, 33 Jahre, verheiratet mit dem besten Mann der Welt, ein KiWuMädel und Bloggerin auf dem Weg zum Kinderwunsch. Mehr zu Kathi Rüter auf Ihrem Blog.