Eine Fehlgeburt (Abort) bedeutet das Absterben eines Embryos oder die frühzeitige Geburt eines Kindes vor Erreichen der Überlebensfähigkeit. Zirka 8% aller Schwangerschaften enden vorzeitig. Einige Schwangerschaften enden in einem so frühen Stadium, dass die Frau teilweise gar nicht bemerkt, dass sie schwanger gewesen ist. Man nimmt an, dass der Körper eine Schwangerschaft automatisch beendet, wenn es z.B. zu Störungen bei den ersten Teilungen der befruchteten Eizelle kommt.
Wichtig ist die Abklärung der möglichen Ursachen (Gebärmutter, genetische Faktoren, Hormonanalyse, Blutgerinnung, spezielle Antikörper, Infektionen). Vor allem in der Frühschwangerschaft treten gehäuft Aborte auf. Wenn die Erfahrungen auch schmerzhaft sind, sollten sie jedoch kein Grund zum Verzweifeln sein. Fehlgeburten sind häufiger, als man denkt. Eine Fehlgeburt ist in den meisten Fällen eine natürliche Regulation des Körpers auf eine frühe gestörte Schwangerschaftsentwicklung. Erst ab 3 Aborten nacheinander erfolgt die intensivere Abklärung zum Ausschluss eines kausalen Zusammenhangs im Rahmen einer Pathologie.
Die häufigsten Ursachen für einen sogenannten wiederholten (habituellen) Spontanabort können folgende sein:
Genetisch: Genetische Veränderungen sind stark abhängig vom Alter der Mutter und nehmen jenseits der 35 Jahre zu. Bei 20–25-Jährigen liegt das Risiko einer Fehlgeburt bei durchschnittlich 9 %, bei über 45-Jährigen liegt es bei rund 75 %. Sofern eine Veränderung von Chromosomen bei Vater oder Mutter vorhanden ist, besteht unabhängig vom Alter ein erhöhtes Abortrisiko.
Immunologisch: In seltenen Fällen kommt es zu einer Fehlreaktion des mütterlichen Immunsystems auf den Embryo – das Immunsystem ordnet den Embryo als Fremdkörper ein und stößt ihn ab.
Anatomisch: Oft können einer Fehlgeburt Gebärmutterfehlbildungen oder Myome zu Grunde liegen.
Blutgerinnungsstörungen: manche Frauen haben eine (vererbte) Thromboseneigung, die zur Unterversorgung des Fötus und in der Folge zum Abort führen kann.
Hormonell: Vor allem eine mögliche Schilddrüsenunterfunktion spielt hier eine wichtige Rolle. Daher empfiehlt es sich, vor einer geplanten Schwangerschaft eine eventuelle Schilddrüsenfunktionsstörung (beispielsweise eine Hashimoto-Entzündung) auszugleichen.
Eine Fehlbildung der Gebärmutter oder gutartige Wucherungen (Schleimhautpolypen oder Myome innerhalb der Gebärmutterhöhle) können die Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut beeinträchtigen und dadurch die Einnistung des Embryos verhindern bzw. seine Entwicklung nach erfolgter Einnistung negativ beeinflussen.
Mit Hilfe einer Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) kann dies erkannt und behandelt werden. Bei dieser Untersuchung wird eine Kamera in die Gebärmutterhöhle eingeführt. In einigen Fällen ist eine zusätzliche Bauchspiegelung (Laparoskopie) notwendig.
Genetische Auffälligkeiten sind bei ca. drei bis fünf Prozent der Paare zu finden, die von wiederholten Aborten betroffen sind. Am häufigsten sind dies sogenannte Translokationen, Verlagerungen von genetischer Information innerhalb eines Chromosomenpaares. Dies kann sowohl bei der Frau als auch beim Mann vorliegen und bedeutet keine gesundheitlichen Probleme. Allerdings kann es nach Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle zu wiederholten Fehlgeburten führen. Obwohl in diesem Fall keine Therapie zur Verfügung steht, ist es beruhigend, die Ursache für die Aborte gefunden zu haben.
Eine spezielle humangenetische Beratung kann die betroffenen Paare über die Chancen einer normal verlaufenden Schwangerschaft und die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Abortes aufklären. Wird die Frau wieder schwanger, sollte eine Diagnostik (z.B Throphektoderm - eine Biopsie vor Einsetzen der Embryonen) in Erwägung gezogen werden. Die genetische Beratung bieten wir in unser Kinderwunschklinik Wien und in der Kinderwunschklinik Wels an.
Bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten sind teilweise hormonelle Störungen festzustellen, etwa ein Mangel an Progesteron (Gelbkörperhormon) in der zweiten Zyklushälfte.
Auch ein erhöhter LH-Wert (LH=luteinisierendes Hormon, löst den Eisprung aus) wird mit Aborten in Zusammenhang gebracht.
Solche „Ungleichgewichte“ im Hormonhaushalt sind behandelbar. Eine Hormonuntersuchung zwischen dem ersten und vierten Zyklustag gehört daher zu jeder Abortdiagnostik. Diese umfasst nicht nur die Bestimmung der Sexualhormone, sondern auch eine Kontrolle der Schilddrüsenfunktion.
Veränderungen der Blutgerinnung können ebenfalls einen Abort auslösen. Dies erklärt man sich durch eine Durchblutungsstörung der Plazenta durch kleinste Blutgerinnsel.
Eine spezielle Blutuntersuchung kann die Funktion verschiedener Blutgerinnungsfaktoren überprüfen. Betroffenen Frauen wird zur Applikation von blutverdünnenden Medikamenten während der Schwangerschaft geraten, um einen erneuten Abort zu verhindern.
Bei etwa 20% aller Frauen, die am sogenannten „Antiphospholipidsyndrom“ leiden, kann es zu wiederholten Aborten kommen.
Bei diesen Frauen finden sich bestimmte Antikörper im Blut, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen und dadurch die gesunde Entwicklung der Schwangerschaft stören.
Auch in diesem Fall rät man zu Blutverdünnern während der Schwangerschaft.
Infektionen des Genitaltraktes werden seltener mit wiederholten Aborten in Verbindung gebracht.
In der fortgeschrittenen Schwangerschaft können sie jedoch zu vorzeitigen Wehen führen und somit eine Frühgeburt auslösen.
Der Nachweis einer Infektion kann durch einen Scheidenabstrich erbracht werden. Die Behandlung erfolgt durch bestimmte Antibiotika, welche in der Schwangerschaft bedenkenlos gegeben werden können.
Grundsätzlich muss erwähnt werden, dass bei einer IVF- oder einer ICSI-Behandlung das Risiko einer Fehlgeburt mit 15 - 30 % etwas höher ist, als nach spontaner Konzeption.
Untersuchungen zeigen, dass das Fehlgeburtsrisiko bei Kinderwunschpatientinnen mit einer reduzierten Fruchtbarkeit (Subfertilität) leicht erhöht ist. Es handelt sich offensichtlich um ein Risikokollektiv mit Zusatzfaktoren, die zu häufigeren Fehlgeburten führen. Das gilt in dieser Patientinnengruppe unabhängig davon, ob die Schwangerschaft durch eine IVF-Behandlung oder spontan eingetreten ist.
Die Entstehung menschlichen Lebens ist ein komplexer Prozess. Trotz weit fortgeschrittener Diagnostik ist es nicht immer möglich, eine eindeutige Ursache für wiederholte Fehlgeburten zu finden. In unseren Kinderwunschkliniken beraten wir Sie umfassend hinsichtlich der sinnvollen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten – immer mit dem Ziel, die optimalen Voraussetzungen für Ihren Kinderwunsch zu schaffen.
Es ist wichtig zu wissen, dass man gegen einen drohenden Abort vor allem in den frühen Schwangerschaftswochen (davon ca. 80% während der ersten drei Monate im sog. ersten Trimenon) kaum therapeutisch aktiv werden kann. Üblicherweise wird eine Gelbkörperhormontherapie eingeleitet, da auch ein Mangel desselben in dieser frühen körperlichen Umstellungsphase die Ursache von Blutungen sein kann.
Mitunter besteht aber auch keine Blutung, sondern lediglich ein Wachstumsstillstand der Fruchthöhle bzw. des Embryos. In solchen Fällen wird nach anfänglichem Abwarten auf einen spontanen Eintritt der Blutung entweder eine medikamentöse Unterstützung oder ein operativer Eingriff (Curettage) zur Beendigung der Schwangerschaft nötig. Bitte beachten Sie, dass bei einer Fehlgeburt die Regelblutung meist von selbst eintritt, doch nicht jede Blutung in einer Schwangerschaft in einem Abort endet!
Unsere erfahrenen Ärztinnen und Ärzte in den TFP Kinderwunschkliniken beraten Sie gerne zu Ihren Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten nach einer Fehlgeburt und geben Ihnen individuelle Tipps.
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