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8. März 2022

Kinderwunsch und Sex: Geschlechtsverkehr als Leistungssport?

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Eine Frau und ein Mann, die Sex haben und sich ein Kind wünschen - das klingt nach der natürlichsten Sache der Welt. Doch was passiert mit dem Sex, wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt? Braucht man dann immer mehr Sex? Wie oft sollte man Geschlechtsverkehr bei Kinderwunsch haben? Macht es Sinn, die eigene Sexualität nur noch mit Blick auf den Kinderwunsch bzw. den Eisprung zu leben?

 

Besteht der gemeinsame Wunsch nach einem Kind, so geht das meist mit positiven Emotionen und sexueller Leidenschaft einher. Bleibt der Wunsch jedoch unerfüllt, wendet sich das Blatt. Statt gegenseitigem Begehren werden Kinderwunsch-Kalender bzw. Eisprung-Apps zum Maß aller Dinge. Es entstehen Termin- und Leistungsdruck. Und bei ausbleibendem Erfolg steigt die Frustration, was das Zusammensein zusätzlich belastet: „Wir lieben uns; also muss es doch möglich sein, in Liebe ein Kind zu zeugen…“

 

Sex bei Kinderwunsch – nicht die Lust aneinander verlieren

 

Sex bei unerfülltem Kinderwunsch und Kinderwunsch und Sex – was als gemeinsame zärtliche Sehnsucht beginnt, kann sich über Wochen und Monate zu einer Art Leistungssport entwickeln. Dominiert der Kinderwunsch den Geschlechtsverkehr, dann bleibt oft kein Platz für lustvollen Sex mehr.

 

Expertinnen und Experten empfehlen in jedem Fall, den Kreislauf zu durchbrechen. Zumindest an Tagen ohne mögliche Empfängnis den Sex ganz ohne Kinderwunsch genießen. Auch zeitweise Enthaltsamkeit ist eine Chance, um das eigene sexuelle Verlangen und die Lust aneinander nicht zu verlieren. Wenig hilfreich ist es hingegen gerade bei unerfülltem Kinderwunsch, den Sex nur noch nach Häufigkeit und Zeitpunkt zu bewerten.

 

Unerfüllter Kinderwunsch - Familie, Freunde und Gesellschaft

 

Leistungsdruck bei unerfülltem Kinderwunsch entsteht jedoch nicht nur innerhalb der Partnerschaft. Leben beide schon länger zusammen, sind sie vielleicht schon jenseits der 30, dann werden oft Fragen gestellt und Erwartungen angedeutet. Eltern, Schwiegereltern oder auch Arbeitskollegen sind oft ebenso neugierig wie unsensibel. Und sie stellen das Paar vor ein nahezu unlösbares Problem: Soll man den unerfüllten Kinderwunsch öffentlich machen? Oder soll man sagen, dass man sich gegen ein Leben mit Kindern entschieden hat? In jedem Fall sollte sich das Paar innerlich von den Erwartungen Dritter distanzieren und gemeinsame Strategien für das soziale Miteinander finden.

 

Dies gilt auch, wenn der erste Schritt zu einer Kinderwunschbehandlung getan wird. Diese wird meist mit großer Zuversicht begonnen; man hat das Problem erkannt, es ist eine Lösung in Sicht. Bringt der erste Behandlungszyklus jedoch nicht das gewünschte Ergebnis, kann eine emotionale Talfahrt erfolgen. Mehrere erfolglose Behandlungen können sehr belastend sein. Wer also am Beginn der Therapie erwägt, Familie oder Freunde einzuweihen, sollte auch diese Seite bedenken.

 

Kinderwunschbehandlung: vertrauensvolle Unterstützer gesucht

 

Für die betroffenen Paare ist es in aller Regel sehr hilfreich, wenn ihr Umfeld dem Thema unerfüllter Kinderwunsch offen und respektvoll begegnet. In einem solchen Umfeld kann das eigene „Coming-out“ als befreiend erlebt werden. Andererseits kann Offenheit am falschen Platz zu erheblichen zusätzlichen Belastungen und Kränkungen führen. Paare mit unerfülltem Kinderwunsch sollten sich daher gut überlegen, wen sie ins Vertrauen ziehen. Und sie sollten denjenigen Menschen vertrauen, die sie durch alle Höhen und Tiefen einer Kinderwunschbehandlung begleiten. Auch eine professionelle psychologische Unterstützung kann hilfreich sein.

 

Hilfe und Begleitung bietet sich nicht selten auch online. Unerfüllter Kinderwunsch ist viel häufiger, als allgemein vermutet und in der Anonymität des Internets kommt man viel leichter in Kontakt. In Foren treffen sich Gleichgesinnte, tauschen sich aus oder spenden auch mal Trost. Allerdings sollte man sich die Grenzen dieser Plattformen bewusstmachen: Jeder unerfüllte Kinderwunsch ist eine individuelle Geschichte. Mitunter ist es wenig hilfreich, aus Erfahrungen anderer vorschnell Rückschlüsse auf den eigenen Weg zu ziehen.

 

Die Therapie gemeinsam meistern: trotz Belastung das Leben genießen

 

Wichtigste Stütze für die erfolgreiche Bewältigung sollten jedoch Partner und Partnerin selbst sein. Ihr unerfüllter Kinderwunsch stellt die Beziehung auf eine harte Probe. Wie akzeptiert man, dass es ein Problem ist, gemeinsam schwanger zu werden? Wie stützt man sich gegenseitig bei Enttäuschungen und Ängsten, die sich oft auch während der Behandlung einstellen? Wie schafft man es auch in schwierigen Phasen, gemeinsam zu entspannen und die Zweisamkeit zu genießen?

 

Im Grunde gilt für die Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch das, was auch für den Sex bei unerfülltem Kinderwunsch gilt: Paare sollten vermeiden, die eigene Beziehung allein dem Wunsch nach einem Kind unterzuordnen. Sie sollten die Freude an- und die Lust aufeinander nicht verlieren und trotz aller Belastungen auch schöne Momente finden und teilen. Es kann hilfreich sein, den Druck zu senken und sich eine Auszeit zu gönnen – auch von der Therapie. Es kann entspannen, die körperliche Nähe des anderen ohne Leistungsdruck neu zu entdecken. Und es kann helfen, sich auch noch andere Wünsche zu erlauben als nur diesen einen Wunsch nach einem Kind.

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